Planspiel „Destination Europe“ am 7. und 8. Mai 2019 in Werne

„Es ist ganz schön schwierig, einen guten Kompromiss zu finden“ – war nur eine der Rückmeldungen zur Europapolitik-Simulation am 7. und 8. Mai am Christophorus-Gymnasium in Werne. Gelegenheit zu dieser Erkenntnis hatte der gesamte 11. Jahrgang, der sich, aufgeteilt auf zwei knapp 50köpfige Gruppen, an diesen beiden Tagen auf ein europolitisches Planspiel zur europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik einließ.

Die Schülerinnen und Schüler hatten die Aufgabe, eine neue Verordnung zu diesem Thema auf den Weg zu bringen und übernahmen dabei die Rollen aller Akteure, die auch ‚im echten Leben‘ daran beteiligt wären: Die Mitglieder der Europäischen Kommission legten den Abgeordneten des Europäischen Parlaments und den Ministerinnen und Ministern der Mitgliedstaaten einen Verordnungsvorschlag vor, der dann innerhalb dieser beiden gesetzgebenden Institutionen diskutiert und u.U. abgeändert werden konnte. Was sich leicht anhört, ist in Wirklichkeit ein hartes Stück Arbeit: Die Interessen der Ersteinreiseländer sind andere als die der mitteleuropäischen Ländern und die der Kleinen sind andere als die der Großen – und wenn Deutschland und Frankreich sich einig sind, wird es noch mal schwieriger eine andere Idee durchzusetzen. Und im Parlament? Auch hier gibt es je nach politischer Position natürlich unterschiedliche Interessen, aber es gibt auch große Unterschiede in der Möglichkeit die eigenen Positionen auch durchzusetzen, vor allem wenn man zu den kleinsten Faktionen im Parlament gehört.

Neben der Beschäftigung mit inhaltlichen Aspekten einer europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik (Wie sieht eine gerechte Lastenverteilung aus? Brauchen wir eine europäische Asylagentur? Welche Funktionen und Kompetenzen soll FRONTEX in Zukunft haben?) ging es vor allem darum, den Gesetzgebungsprozess und seine Herausforderungen auf europäischer Ebene selber zu erleben.

Die Schülerinnen und Schüler haben mit großem Engagement und großartiger – rollenangepasster – Emotionalität diskutiert, verhandelt und um Kompromisse gerungen, keine noch so knifflige Detailfragen wurde dabei ausgespart.

Alle Verhandlungen fanden statt unter den kritischen Augen der Presse – auch diese Rollen waren von Teilnehmenden besetzt und auch hier waren Begeisterung und großes Engagement zu sehen. In simulierten Talkshows wurde ausgewählten Vertretern der drei Institutionen ordentlich auf den Zahn gefühlt. Außerdem waren Augen und Ohren der Presse überall: So manch ein Politiker hätte sich gewünscht seine Zunge besser im Zaum gehabt zu haben, kaum war die unbedachte Bemerkung heraus, schon wusste die ‚gesamte europäische Öffentlichkeit‘ Bescheid.

Eine der Pressegruppen nutzte außerdem einen kleinen Leerlauf, um im Lehrerzimmer eine Meinungsumfrage zum Thema Asyl- und Flüchtlingspolitik zu simulieren.

Am Ende des Seminars konnte nur in einer der beiden Gruppen eine neue Verordnung feierlich unterzeichnet werden, in der anderen fehlte nur die allerletzte Einigung hinsichtlich einer angemessenen Verteilungsquote. Aber letztlich geht es bei diesen Seminaren ja auch nicht darum, dass eine neue Verordnung auf dem Tisch liegt, sondern um die Erkenntnis, wie hart und kompromissfordernd der Weg dorthin ist – und dass der Erkenntnisgewinn zumindest als Schülerin oder Schüler auch ein bisschen Spaß macht. Nach Auskunft der Schülerinnen und Schüler sind diese Seminarziele in beiden Gruppen definitiv erreicht worden.

Das Seminar wurde durchgeführt vom CIVIC Institut und unterstützt von der Konrad-Adenauer Stiftung-Dortmund.