EU-Azubi-Gipfel der Landkreise und Städte der Region Neckar-Alb mit dem Planspiel „Phantastic Plastic“ am 3. November 2021 in Tübingen

Am 03.11.2021 kamen 47 Auszubildende verschiedener kommunaler Verwaltungen der Region Neckar-Alb im Landratsamt Tübingen zusammen, um im Rahmen des Planspiels „Phantastic Plastic“ Europäische Politikgestaltung an einem Tag zu erleben.

Nach einer einführenden Begrüßung durch Dr. Daniela Hüttig, erste Landesbeamtin des Landkreises Tübingen, sowie Gertrud Gandenberger, Europabeauftragte des Landkreises Tübingen, wurden die Teilnehmende für die Dauer des Planspiels auf zwei Gruppen aufgeteilt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit anschließendem Warm-Up leiteten die Moderatoren des CIVIC-Instituts den inhaltlichen Teil der Veranstaltung mit einem Kahoot-Quiz ein, in dem es rund um das Thema Plastik ging. Da die Auszubildenden sich bereits vorbereitend mit dem Thema Plastik auseinandergesetzt hatten, konnte bereits zu Beginn ein interaktives und diskussionsfreudiges Klima hergestellt werden. Außerdem wurden die Teilnehmenden mit dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren der EU vertraut gemacht.

Danach fanden sich die Auszubildenden in den drei, am Gesetzgebungsverfahren beteiligten Organen wieder. Die eine Hälfte verkörperte das Europäische Parlament und die andere den Rat der Europäischen Union, wobei sie individuelle Rollen aus den jeweiligen Gremien zugeteilt bekamen. Zudem wurden zwei Kommissare ernannt. Die Europäischen Kommission reichte einen Vorschlag über die Einführung einer europäischen Regelung zu Plastikmüll ein, welcher im Anschluss sowohl im Parlament als auch im Rat engagiert diskutiert wurde.

Die Diskussion war geprägt von konstruktiven und detaillierten Beiträgen. Bei den Abstimmungen konnte zum Teil Konsens hergestellt werden. Die Teilnehmenden waren diskussionsfreudig und kreativ in ihren Argumentationen. Viele Abgeordnete sahen in dem Gesetzesentwurf einen „längst überfälligen Schritt in eine saubere Zukunft, bei dem das Selbstverständnis der EU auf dem Spiel steht“. Die Wichtigkeit einer Solidargemeinschaft innerhalb der EU wurde dabei seitens der Kommission stets betont. Sie machte bei den Diskussionen im Rat der Europäischen Union von ihrem Rederecht Gebrauch, bei der sie für Zusammenhalt und Kompromissbereitschaft warb. Die Vertreter von Polen und Ungarn zeigten sich nämlich, getreu ihrer Rollen, wenig interessiert an Maßnahmen zur allgemeinen Reduktion von Kunststoffen.

Die Debatten wurden kontrovers geführt, was den Teilnehmenden nach eigener Aussage bei abschließender Evaluation in realistischer Manier die Schwierigkeit von Politik verdeutlichte. Nach intensiven Diskussionen hatte es eine Gruppe geschafft, ein Gesetz zu verabschieden. Die zweite Gruppe hatte sich innerhalb der 1. Lesung nicht einigen können, blickte aber bereits gespannt und optimistisch darauf, die 2. Lesung fortzuführen, um ebenfalls ein Gesetz zu verbschieden.

Mit Hilfe eines Mentimeters wurde zum Abschluss die Erfahrungen des Tages reflektiert. Ein Großteil der Teilnehmenden gab an, einen Wissenszuwachs rund um das Thema Plastik erfahren zu haben und nun den Ablauf des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens nachvollziehen zu können. Die zahlreichen neuen Eindrücke, die Teamarbeit, die gute Moderation und der Raum für Diskussionen hätten dazu beigetragen, die Teilnehmenden positiv aus der Veranstaltung zu entlassen.

Zum Abschluss des EU-Azubi-Gipfels stand Andreas Glück, Mitglied des Europäischen Parlaments für die Fraktion Renew Europe, den Auszubildenden Rede und Antwort. Die Fragerunde wurde moderiert von Katja Fischer, der Europabeauftragten des Landkreises Reutlingen. Andreas Glück skizzierte seine Erfahrungen aus Brüssel und gewährte den Teilnehmenden einen Einblick in den Alltag eines Europaabgeordneten. Schließlich hatten die Auszubildenden die Möglichkeit, ihre eigenen Fragen zu stellen. Hierbei kamen Fragen auf wie: „Wie erleben Sie den ermüdenden Akt der ständigen Kompromissfindung“ oder „Wie gehen Sie mit der großen Verantwortung Ihres Amtes um?“. 

Der EU-Azubi-Gipfel fand in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, der Stadt Mössingen, dem Landkreis Reutlingen, der Stadt Reutlingen, dem Landkreis Tübingen, der Stadt Tübingen sowie dem Zollernalbkreis statt.